Tiefsee-Anglerfisch.

Wer könnte dem Charme der Tiefsee-Anglerfische schon widerstehen? (Bild: Adobe Stock/ superjoseph)

Die Erwartungen an die Hannover Messe waren dieses Jahr ziemlich niedrig gesteckt (auch hier in der Redaktion). Teilweise berichteten Firmen von Verzögerungen bei der Anmeldung; es war nicht ganz klar, wie alles ablaufen würde und wie man sich sinnvoll vorbereitet. Kurzgefasst: Es war eine für die winterliche Pandemiezeit ganz typische, leicht frustrierende Situation.

Aber als die Messe dann kam, war plötzlich alles anders: Auf den letzten Metern vor Beginn schnellten die Teilnehmerzahlen nach oben. Die Stimmung bei den Fluidtechnik-Unternehmen während der Veranstaltung war optimistisch. Der VDMA korrigierte zum Messe-Start die Produktions-Prognosen für das laufende Jahr 2021 nach oben und berichtete später, im Mai, von sich füllenden Auftragsbüchern. Und so scheint es im Nachhinein, als wäre ungefähr zum Zeitpunkt der Messe ein Wendepunkt erreicht worden. Als hätte eine Art industrielles Sonnwendfeuer stattgefunden, das den Wandel zwar nicht herbeiführt, aber markiert.

Für die Fluidtechnik kam ein starkes Signal hinzu, als am ersten Messetag eine elektrohydraulische Komponente für den Einsatz an Bohrventilen auf dem Meeresboden mit dem Hermes Award ausgezeichnet wurde. Einerseits. Andererseits kam ich nicht umhin festzustellen, dass die Hydraulik als Technik an sich bei der Verleihung ein bisschen abgewatscht wurde, wie man in Bayern so sagt. Es war nämlich vom „weltweit ersten elektrischen Aktuator zur Ansteuerung von Prozess-Ventilen unter Wasser“ die Rede und davon, dass die Hydraulikleitungen mit ihrem Risiko für Leckagen und Umweltverschmutzung nun der Vergangenheit angehören, was für die Ökosysteme in der Tiefsee natürlich ein großer Fortschritt ist.

Im ersten Moment entstand der Eindruck, dass die Komponente komplett ohne Hydraulik auskommt. In Wirklichkeit ist sie aber eine Kombination aus Elektromechanik und Hydraulik, was sich auch auf der Webseite zum Award oder beim Hersteller nachlesen lässt: Der Aktuator hat seinen eigenen Fluidkreislauf, weswegen er – und das ist die wichtige Neuerung – keine Leitung zu irgendeinem hydraulischen Zentralaggregat benötigt, sondern nur ein Stromkabel und eine Datenleitung.

Die Laudatio auf die Komponente war für mich als fluid-Redakteurin starker Tobak, und zwar nicht wegen dieser etwas missverständlichen Bezeichnung, sondern weil man die Schwächen der Hydraulik selten in dieser Heftigkeit um die Ohren gehauen bekommt. Das kann man schon als Warnschuss für Zulieferer und Anwender sehen oder zumindest als Mahnung, sich mit den Risiken der Technik zu befassen und diese, wo es möglich ist, auszumerzen oder abzumildern. Die Auszeichnung zeigt ja zum Glück auch, dass es sich lohnt, diesen Weg zu gehen, und dass die Hydraulik eine zukunftsfähige Technologie sein kann.

Überhaupt war Nachhaltigkeit eines der wichtigen Themen auf der Messe und es ist dringend an der Zeit, sich stärker Gedanken zum Umwelt- und Klimaschutz in der Fluidtechnik zu machen, auch über die Energieeffizienz hinaus. Zwar ist Effizienz ein wichtiger Baustein und im Zweifelsfall ein besseres Verkaufsargument als das Wohlbefinden irgendwelcher Tiefsee-Bewohner. Aber der Award zeigt, dass sich auch in anderen Bereichen Lorbeeren holen lassen.

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