Vineyards in Tuscany

(Bild: © Deyan Georgiev – Fotolia)

Wer trinkt nicht gern zu einem guten Essen ein gutes Glas Wein? Die Weinkultivierung lässt sich bis auf 8000 Jahre vor unserer Zeitrechnung belegen, Wildreben lassen sich durch Fossilienfunde sogar bis auf eine Zeit vor 80 Millionen Jahren zurückdatieren. Wein hatte als Göttertrank von alters her auch eine mythologische Bedeutung, hat sich als Getränk mittlerweile über den ganzen Globus einen Kultstatus erobert.

Provitis Rebholzzieher

Der Provitis Rebholzzieher VSE 430. Bei diesem Gerät wird das Rebholz nicht nach oben aus dem Drahtrahmen gezogen, sondern seitlich. Bild: Provitis

Allein in Deutschland wurden 2013 20,3 Millionen Hektoliter Wein konsumiert. Europa ist mit Abstand der Kontinent mit dem größten Weinkonsum. 165,5 Millionen Hektoliter Wein werden dort jährlich getrunken, das entspricht 66 Prozent des weltweiten Verbrauchs von 33,225 Milliarden Flaschen Wein pro Jahr.

An zweiter Stelle folgt Amerika mit 53,3 Millionen Hektolitern, Asien liegt mit einem Konsum von 17,8 Millionen Hektolitern Wein an dritter Stelle. Frankreich ist der größte Produzent und Konsument von Wein, weltweit mit 45 Millionen Hektolitern insgesamt und 52 Litern pro Person und Jahr.

Um wirtschaftlich mithalten zu können und einen bestmöglichen Ertrag aus jedem Weinberg zu generieren, stellen auch die Winzer bei der Weinkultivierung von manuell auf maschinell um. Gar nicht so einfach, denn die kostbaren Reben sind sehr empfindlich, brechen leicht ab, wenn ihnen derbe Maschinen zu nahe kommen. Da mussten sich die Maschinenbauer für die sorgsame Behandlung der Rebstöcke schon etwas einfallen lassen.

Die Pflege des Weinbergs

Neben der Handlese erfordert der Rebschnitt immer noch die meiste Arbeit im Weinbau. Für den herkömmlichen Bogenschnitt werden rund 60 bis 80 Akh/ha (Arbeitskraftstunden pro Hektar) angesetzt. Weit über ein Drittel davon entfällt auf den Anschnitt und das Putzen der Fruchtruten, und noch einmal so viel auf das Ausheben des restlichen Altholzes. Während der Anschnitt der Fruchtruten nach wie vor von Hand durchgeführt wird, gibt es für das Ausheben des Altholzes mittlerweile praxisreife Techniken zur Mechanisierung dieses Arbeitsgangs.

Cane Pruner

Der Cane Pruner im Einsatz. Das Gerät läuft nahezu störungsfrei, und es sind nur noch geringe Nacharbeiten nötig. Bild: ERO

Oswald Walg, Lehrer und Berater beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum für Landwirtschaft und Weinbau (DLR), Bad Kreuznach, lotet den Einsatz und das Einsparpotenzial dieser neuen Verfahren aus. So hat er verschiedene mobile Arbeitsmaschinen auf ihren praktikablen Einsatz im Weinberg getestet.

Kobold Rolle

Die Kobold-Rolle hinten. Dieser Rebholzzieher arbeitet mit gegenüberliegenden, hydraulisch angetriebenen Reifen. Bild: Clemens

Nach der Weinlese im Herbst und Winter muss der Weinberg auf die nächste Saison vorbereitet werden. Dazu müssen die alten Reben abgeschnitten, alte und verbrauchte Rebstöcke entfernt werden. So hebt eine neue Maschine mit dem Namen Viteco Cane Pruner den Drahtrahmen samt Bogrebe und Trieben an und führt sie durch die Maschine. Beim Durchlaufen der Maschine wird das Rebholz durch Häckselmesser zerkleinert und so vom Drahtrahmen abgetrennt. Die wesentlichen Teile des Cane-Pruner-Arbeitskopfes sind eine Einzugsvorrichtung zur Aufnahme des Rebholzes und der Drähte, eine mit Messern bestückte Häckselwelle und ein Drahtkanal zur Drahtführung.

Der Einzug besteht aus einer Felge mit hohen Felgenhörnern als unteres Einzugsrad und einem Reifen als oberes Einzugsrad. Um das Rebholz gut greifen und einziehen zu können, ist das untere Einzugsrad mit einem grobstolligen Reifenprofil und einem Zahnring ausgestattet. Hinter der Einzugsvorrichtung werden die Drähte zunächst über eine Diabolo-Rolle und anschließend durch einen Drahtkanal geführt. Links und rechts rotieren jeweils mehrere Messer, die auf einer Häckselwelle angeordnet sind und den Biegdraht vom Altholz freihäckseln. Das Häckselgut wird nach unten ausgeworfen. Zwei senkrechte Walzen, die mit Gummilappen bestückt sind, sichern die kontinuierliche Zuführung des Rebholzes und fixieren den Draht eng. Drahtschnitte werden damit weitgehend vermieden.

Sanfte hydraulische Kraftprotze

Weinkeller

Noch immer wird Wein in Fässern gelagert. Bild: zagorskid – Fotolia

Alte Weinkelter

Die mechanische Weinpresse. Bild: PixelPower – Fotolia

Damit sich keine Drähte am Türrahmen oder Spiegel verfangen, ist im Zwischenachsbereich des Schleppers eine senkrechte Abweisstange montiert, die Drähte von der Schlepperkabine fernhält. Befestigt ist der Cane Pruner an einem eigens entwickelten Hubmast, der einem Baggerarm nachempfunden ist. Bedient werden die Funktionen des Hubmastes und des Arbeitskopfes mit einem Joystick der ERO-Komfortsteuerung.

Die Ölversorgung übernimmt ein am Heck angebrachtes Hydraulikaggregat mit Tandempumpe bei einer Füllmenge von 200 Liter. Für den Häcksler werden rund 74 l/ min. gebraucht, die Steuerung des Hubarms und der Einzugsräder hat einen Ölbedarf von etwa 36 l/min. Der Arbeitskopf bringt rund 250, der Hubmast 300 und das Hydraulikaggregat 400 Kilogramm auf die Waage.

Zum Schließen des Einzugs wird das obere Einzugsrad hydraulisch nach unten geschwenkt.

Anschließend wird der Rebholzzieher angehoben. Dadurch bekommen die Drähte Spannung und werden seitlich von der Rebzeile weggezogen. Das zerkleinerte Rebholz wird seitlich ausgeworfen, ohne die im Drahtkanal laufenden Drähte zu erfassen. Nach dem Einsatz des Cane Pruners ist der Drahtrahmen nahezu sauber.

Das Altholz entfernen

Oswald Walg

„Die mobilen Maschinen könnten große Akzeptanz bei den Winzern finden.“
Oswald Walg, DLR Bild: Niehörster

Berater Walg hat auch den Rebholzzieher – bei Praktikern Vine Stripper genannt – des Herstellers und Vertreibers Clemens unter die Lupe genommen, der mit der Bezeichnung Kobold in der Branche bekannt ist. Dieser Rebholzzieher arbeitet mit zwei gegenüberliegenden, hydraulisch angetriebenen Reifen. Diese laufen gegenläufig über die Zeile, erfassen die Triebspitzen und ziehen die an der Bogrebe manuell abgeschnittenen Bogrebenteile nach oben aus dem Drahtrahmen.

Eine horizontal angebrachte Stange zwischen den Reifen verhindert das Einziehen von Drähten in die rotierenden Reifen. Oberhalb der Reifen ist ein Führungsblech angebracht, welches die gestrippten Triebe in einem Schwad ablegt. Wahlweise kann auch ein Häcksler angebaut werden, der das herausgezogene Holz an Ort und Stelle zerkleinert. Um das Abreißen des Drahtes zu vermeiden, wurden auf die rotierenden Räder zusätzlich Bürsten montiert. Ebenfalls zur besseren Erfassung der Ruten sind vor den Reifen hydraulisch angetriebene Fingerstäbe installiert.

Zwei lange Führungsstäbe unterhalb der Reifen sorgen dafür, dass die Rutenspitzen nicht ausweichen können, sondern erfasst und aus dem Drahtrahmen gezogen werden. Für Schlepper mit zu geringer hydraulischer Leistung wird zusätzlich ein Hydraulikaggregat angeboten, das am Schlepperheck angebaut wird. Dafür wird eine Ölfördermenge von mindestens 55 l/min gebraucht.

Für das manuelle Ausheben des Altholzes werden bislang, abhängig von der Rebsorte, dem Standraum und der Drahtrahmengestaltung, rund 25 bis 45 Akh/ha benötigt. Der Einsatz des Rebholzziehers macht das Herausziehen des Altholzes fast völlig entbehrlich. Nur noch wenige Stunden in Anspruch nehmende Nacharbeiten fallen an.

Problematisch seien noch die starken Belastungen auf das Unterstützungsmaterial und damit verbunden das häufige Abreißen oder Einziehen von Drähten in die Reifen, so Walg.

Eine andere Art der Beseitigung des Altholzes verfolgt der Rebholzzieher Provitis VSE 430. Bei diesem Gerät wird das Rebholz nicht nach oben aus dem Drahtrahmen gezogen, sondern seitlich wie beim manuellen Ausheben. Hydraulisch angetriebene Reifen übernehmen das Herausziehen.

Dafür sind zwei waagerechte Reifenpaare übereinander angeordnet, die an der Schlepperfront parallel zur Rebzeile geführt werden. Die Reifen ziehen das Rebholz aus dem Drahtrahmen und werfen es nach unten in die Zeile. Gegenüber vom Greiferarm ist auf der anderen Seite des Drahtrahmens ein sternförmiges, hydraulisch angetriebenes Rad montiert. Dieses Sternrad wird unter dem unteren Drahtpaar geführt und drückt das Rebholz seitlich aus dem Drahtrahmen in die Greiferarme. „Es wird sich zeigen“, urteilt Oswald Walg, „wie diese Technik mit den Drahtrahmen und dem Anschnitt hierzulande zurecht kommt“.

Autoren Klaus Niehörster, freier Autor für fluid und Ingrid Fackler, Redaktion

Technik im Detail

Cane Pruner Arbeit

Der Cane Pruner bei der Arbeit. Ein Joy Stick regelt die Funktionen und sorgt vor allem für das zügige Herausholen des Rebaltholzes. Bild: ERO

Unterstützung im Weinberg

Der störungsfreie Einsatz und die Schonung der Rebstöcke sowie des Unterstützungsmaterials sind bei der maschinellen Erledigung des Rebschnitts und des Aushebens von Altholz gefordert. Wichtig sind Arbeitskräfte schonende, reibungslose, zeitsparende, effiziente und vor allem wirtschaftliche Praktiken. In dieser Hinsicht sehr vielversprechend sind ein Rebholzaushebegerät (Viteco Cane Pruner) der Firma ERO, ein Rebholzzieher (Vine Stripper) des Unternehmens Clemens (Kobold) sowie ein Rebholzzieher des französischen Hersteller Provitis (VSE 430).

Die neuen Geräte haben das Potenzial, das zeitaufwendige Ausheben beim Rebschnitt zu mechanisieren. Allerdings ist bei jeder Einrichtung von Neuanlagen an die gewählte Mechanisierung zu denken.

 

 

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