Bernhard Müller,
„Sensorinformationen vorarbeiten für die Benutzung in der Cloud, das wird künftig im Sensor selbst passieren." - Bernhard Müller, Sick. (Bild: fluid/ssc)

„Werden Maschinenbauer zukünftig vielleicht Sensoren umsonst bekommen, wenn sie im Gegenzug Sensorherstellern den Zugriff auf Sensordaten im Feld ermöglichen?“, war eine spannende Frage eines Entwicklers von Trumpf. Bei Sensortechnik Wiedemann sei man tatsächlich gerade dabei, einen ähnlichen Prototyp-Service zu überdenken, bestätigt Wiedemann. „Ich verkaufe dann also nicht mehr einen Sensor, sondern ich stelle einen Sensor zur Verfügung, und die Daten, die er liefert, die sind dann zu bezahlen“, sagt der Cloud-Experte.

Eine solche Sensor-Vermietung werfe jedoch immer die Frage auf: „Gehören die Daten dann teilweise mir, weil ja der Sensor noch mir gehört und ich die Diagnose nutzen möchte, um funktionale Fehler zu entdecken oder gehören sie dem, der die Daten dann wirklich nutzt?“ Also: „Es geht nicht nur um Firewalls oder Grüppchen, sondern darum, wem gehören die Daten, wer darf darauf zugreifen und wer darf was damit machen“, erklärt Bernhard Müller von Sick.

Zum Thema Security engagiert sich Sick deshalb gemeinsam mit weiteren Industrie- und Forschungsunternehmen im Verein Industrial Data Space. Die Initiative setzt sich für eine digitale Souveränität der Dateneigentümer, eine branchenübergreifende Vernetzung sowie eine Referenzarchitektur für einen sicheren Datenraum ein. Damit soll, laut Vereinsangaben, Unternehmen verschiedener Branchen und aller Größen die souveräne Bewirtschaftung ihrer Datengüter ermöglicht werden. Im Whitepaper des Industrial Data-space ist dies wie folgt nachzulesen: „Der Eigentümer der Daten bestimmt die Nutzungsbedingungen seiner Datengüter. Diese Nutzungsbedingungen – zum Beispiel Berechtigungen oder zeitliche Nutzungsbeschränkungen – werden direkt an die Daten selbst geheftet. Zudem bestimmt der Dateneigentümer, unter welchen Bedingungen Daten überhaupt mit anderen Teilnehmern des Industrial Data Space ausgetauscht werden dürfen.“

Daten werden auf diesem Weg also nur dann kommuniziert, wenn sie von vertrauenswürdigen, zertifizierten Partnern angefragt werden. Der Dateneigner – also letztendlich das Unternehmen – bestimmt also selbst, wer die Daten wie nutzen darf.

Was wissen wir über Cloud-Dienste wirklich?

Hans Wiedemann,
„Ich kann mir eine Welt vorstellen, in der Sensoren wirklich autark arbeiten." - Hans Wiedemann, STW. (Bild: fluid/ssc)

Ein bisschen mehr Sicherheit, ein bisschen mehr Kontrolle für Konstrukteure also, die ihre Daten nur wegen der Digitalisierung nicht einfach mal so offener handhaben wollen? Die Augen vor der Realität verschließen könne man ohnehin nicht, wenn man nicht irgendwann zwischen Nullen und Einsen kein Land mehr sehen wolle, mahnt Hans Wiedemann: „Wir wollen und werden immer mehr Daten ermitteln. Alleine durch Smartphones haben wir schon Milliarden von Sensoren im Umlauf. Dadurch wiederum ist auch die Anzahl der Sensoren, der Wettersensoren zum Beispiel, schon brutal gestiegen. Genauso wird es mit Maschinen sein. Maschinen werden Zustände immer genauer erfassen und die verarbeiteten Informationen entsprechend weiterleiten.“

In eine Cloud vielleicht? Aber: Wie vertrauenswürdig, wie sicher sind solche Cloud-Dienste heute schon? Und viel wichtiger: Was weiß die Industrie über sie? „Das ist meines Erachtens die entscheidende Frage“, kritisiert Bernhard Müller. „Was ist denn die Cloud überhaupt? Die Cloud ist nicht dieses Teil, das irgendwo über allem schwebt und sämtliche Daten überall mit jedem und allem verknüpft“, so der Experte.

„Eine Cloud ist ja nicht einfach die eine Cloud“, stimmt Hans Wiedemann mit ein. „Es gibt Private Clouds oder Public Clouds, wo Sie zum Beispiel in Google all Ihre Daten erfassen. Eine Private Cloud wiederum kann eine Firmencloud sein, in die eben nur die Daten dieser Firma hineinlaufen. Also Firmen wissen wohl, dass sie sich mit dem Thema Sicherheit einer Cloud beschäftigen müssen. Sie wissen aber auch, dass sie Chancen haben, dadurch, dass sie eben Clouddienste nutzen.“

Sowohl Sick als auch STW machen ihre Sensorik dehalb fit für die Cloud: Müller: „Sensoren – auch Fluidsensoren – müssen mit der Datenwelt kommunizieren, um die relevanten Daten verarbeiten und auszuwerten zu können. Zum Beispiel sind die Messung der Umweltdaten und die langfristige Überwachung von mehreren Prozessparametern elementar für die Qualitätssicherung. Durch die Auswertung dieser Daten können auch der Produktionsprozess und die Wartung der Anlage optimiert werden.“ Und Wiedemann: „Neben der Tatsache, dass Fluid-Sensorik und fluidische Antriebstechnik generell vernetzt sein muss, wird sich die Sensorik vom Rohdatenlieferanten zum Smart-Daten-Lieferanten entwickeln. Dazu kommt, dass Sensoren und Antriebe nicht mehr nur einfach Daten liefern, sondern ihre Dienste anbieten.“

Sick

Von der Fabrik- über die Logistikautomation bis zur Prozessautomation zählt Sick zu den führenden Herstellern von Sensoren. Als Technologie- und Marktführer schafft Sick mit seinen Sensoren und Applikationslösungen für industrielle Anwendungen eine Basis für sicheres und effizientes Steuern von Prozessen, für den Schutz von Menschen vor Unfällen und für die Vermeidung von Umweltschäden. Der Claim Sensor Intelligence steht, laut Sick, für die Fähigkeit der Sensoren des Unternehmens, mithilfe dezentraler Rechenkapazität Aufgaben zuverlässiger, umfassender oder effizienter zu lösen. Dafür verlegt Sick die benötigte Intelligenz von der zentralen Steuerung in den Sensor.

Im Video: Die fluid-Expertenrunde Sensorik

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