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Für einige Unternehmen geht es momentan schon wieder bergauf, andere müssen sich noch gedulden. (Bild: m.mphoto – stock.abobe.com)

Laut einer aktuellen Umfrage unter VDMA-Mitgliedsfirmen (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) in den BRIC-Staaten hat sich die wirtschaftliche Lage in China bereits wieder normalisiert. Nach Unternehmensgröße gewichtet, beurteilt ein Drittel der befragten Tochtergesellschaften vor Ort die gegenwärtige Geschäftssituation als gut, die Hälfte (51 Prozent) bewertet die Geschäftssituation als zufriedenstellend. „Unsere Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass der Aufschwung in China bei unseren Mitgliedern angekommen ist“, sagt VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

„Allerdings gibt es je nach Teilbranche weiterhin große Unterschiede in der Einschätzung der jeweiligen Geschäftssituation. Besonders hervorzuheben sind vor allem Fluidtechnik, Antriebstechnik und Elektrische Automation. Schlusslicht bildet weiterhin die Werkzeugmaschinenindustrie“, fügt Wiechers hinzu. „Im Branchendurchschnitt erwarten unsere Mitglieder vor Ort für das laufende Jahr jedoch ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Bereich.“

Aufschwung in Russland

Die Umfrageergebnisse unter den Mitgliedern des Verbandes in Russland zeichnen für manchen vielleicht überraschend ebenfalls ein positives Bild: 49 Prozent bewerten die Geschäftssituation als gut und 48 Prozent als zufriedenstellend. „Der russische Markt für Maschinen und Anlagen zeigt sich trotz Corona-Krise erstaunlich robust. Auch die Maschinenexporte aus Deutschland nach Russland liegen von Januar bis August knapp über dem Vorjahresergebnis. Damit bildet Russland eine Ausnahme unter den Top-Ten-Absatzmärkten für deutsche Maschinenexporteure“, resümiert der Volkswirt.

Probleme mit den Lieferketten in Indien

Die negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind in Indien nach wie vor am deutlichsten zu spüren, auch wenn sich die Geschäftssituation der Unternehmen im Vergleich zur Frühjahrsumfrage kräftig verbessert hat: Elf Prozent bewerten ihre Geschäftssituation als gut, und für 63 Prozent ist diese mittlerweile zufriedenstellend.

„Der Maschinenbau am Standort Indien wurde aufgrund des starken und weitreichenden Lockdowns Ende März ungleich schwerer getroffen als in vielen anderen Ländern. Die Lieferketten haben sich für viele Unternehmen in Indien noch nicht vollständig von diesem Schock erholt“, ergänzt Ralph Wiechers. „Laut Umfrageteilnehmern werde die Maschinenbaukonjunktur in Indien trotz positiver Wachstumsaussichten das Vorkrisenniveau erst im Jahr 2022 erreichen.“

Optimismus in Brasilien

Auch Brasilien – für den Maschinenbau der wichtigste Absatzmarkt und Produktionsstandort in Lateinamerika – scheint sich von der Corona-Krise schneller zu erholen als erwartet: 26 Prozent beurteilen ihre Geschäftssituation als gut, knapp die Hälfte (49 Prozent) als zufriedenstellend. In der Frühjahrsumfrage waren es noch mehr als die Hälfte, die ihre Geschäftssituation als schlecht bewerteten. „Die rasche Erholung in Brasilien zeigt sich nicht zuletzt in den Geschäftserwartungen unserer Mitglieder vor Ort. Zwei Drittel sind optimistisch, dass sich ihre Geschäftssituation in den nächsten sechs Monaten verbessert. Auf der anderen Seite gehen lediglich drei Prozent davon aus, dass sich ihre Lage verschlechtern wird“, sagt Wiechers.

Der VDMA befragt im halbjährlichen Turnus seine Mitglieder zu den aktuellen Geschäftsentwicklungen in den BRIC-Staaten. Die erste Umfrage erfolgte im Frühjahr 2016. Die jüngste Umfrage mit insgesamt rund 500 Teilnehmern wurde im Zeitraum 12. Oktober bis 30. Oktober 2020 durchgeführt.

Konjunktur in Deutschland

Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland ist laut Statistischem Bundesamt im dritten Quartal 2020 gegenüber dem zweiten Quartal 2020 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 8,2 Prozent gestiegen. Das Wachstum war sowohl von höheren privaten Konsumausgaben, mehr Investitionen in Ausrüstungen als auch von stark gestiegenen Exporten getragen. Die deutsche Wirtschaft ist also nach dem historischen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal infolge der Corona-Pandemie deutlich gewachsen. Allerdings liegt das Bruttoinlandsprodukt damit immer noch 4,2 Prozent unter dem Wert des vierten Quartals 2019.

In der November-Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW (Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) hat sich die Einschätzung der konjunkturellen Lage für Deutschland im Vergleich zum Vormonat leicht verschlechtert. „Die Finanzmarktexpertinnen und Finanzmarktexperten sorgen sich um die wirtschaftlichen Auswirkungen der zweiten Covid-19-Welle. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind daher im November abermals erheblich zurückgegangen. Dies deutet auf eine deutliche Verlangsamung des wirtschaftlichen Erholungsprozesses in Deutschland hin. Es wird außerdem befürchtet, dass die deutsche Wirtschaft erneut in eine Rezession fallen könnte. „Nach den Aussagen der Expertinnen und Experten haben weder die Entwicklungen bei den Brexit-Verhandlungen noch der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl derzeit Einfluss auf die Konjunkturerwartungen für Deutschland“, kommentiert ZEW-Präsident Professor Achim Wambach die aktuellen Zahlen. Die Erwartungen an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone sinken ebenfalls zum zweiten Mal in Folge sehr stark.

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