Hydraulischer Kernzug,
Hydraulischer Kernzug, hybrid angetriebene Schließe, elektrischer Auswerfer: Immer mehr Spritzgießmaschinenhersteller setzen auf hybride Konzepte. Dabei kombinieren sie hydraulische, elektrische und hybride Antriebe und decken innerhalb einer Maschinenfamilie die unterschiedlichsten Leistungsanforderungen ab. (Bild: Bosch Rexroth)

Heinz Gaub ergänzt: „Die hydraulischen Allrounder-Spritzgießmaschinen können optimal auf die Arbeit mit allen bekannten Spritzgießverfahren abgestimmt werden und bieten eine Vielzahl an Ausstattungsoptionen und Kombinationsmöglichkeiten. Mit der Ausbaustufe ‘lagegeregelte Schnecke’ lässt sich eine mit elektrischen Maschinen vergleichbare Reproduzierbarkeit beim Einspritzen erreichen.“

Franz Pressl gibt ein Beispiel speziell für den technischen Spritzguss: „Für den Spritzguss außerhalb der High-Performance-Anwendungen oder High-Volumen-Anwendungen empfehle ich meistens eine holmlose Spritzgießmaschine mit der Servohydraulik Ecodrive. Dieses System besteht im Wesentlichen aus einer Konstantpumpe, angetrieben durch einen Servomotor. Dieses Antriebssystem bietet im technischen Spritzguss eine exzellente Energieeffizienz, ähnlich unserer vollelektrischen Spritzgießmaschinen. Am Markt sind aber auch elektrische Maschinen mit integrierter konventioneller Hydraulik für die Nebenbewegungen erhältlich. Hier liegen wir mit unserer vollhydraulischen Ecodrive-Maschine vom Energieverbrauch her sogar deutlich besser.“

Wie Baukästen kombinierbar

Hybride Maschinenkonzepte,
Hybride Maschinenkonzepte bieten eine hohe Flexibilität. (Bild: Bosch Rexroth)

Und Dirk-Walter Herold ergänzt: „Aktuell stehen Antriebskonzepte im Mittelpunkt, bei denen Maschinenhersteller je nach Leistungsanforderungen sowohl elektromechanische, hydraulische oder elektrohydraulische Antriebe für hybride Maschinenkonzepte mit geringsten konstruktiven Anpassungen frei miteinander kombinieren können. Das vereinfachen neuere Entwicklungen wie die autarken Achsen von Rexroth. Sie heben die Trennung zwischen diesen Antrieben in der Konstruktion, Montage und Inbetriebnahme weitgehend auf.“

In der elektrohydraulischen Ausprägung verfügten sie über einen eigenen, geschlossenen Ölkreislauf, der in seinem Volumen mit einem Getriebe vergleichbar ist. Damit entfalle der Anschluss an ein separates Hydraulikaggregat mitsamt der Verrohrung sowie dem Tank.

Kleinere Leistungsbereiche deckten elektromechanische Hubzylinder mit Kugel- und Planentengewindetrieben sowie leistungsstarke Servomotoren ab. Bei höheren Leistungen kommen elektrohydraulische Achsen zum Einsatz. Und so sind die Vorteile hydraulischer Systeme für die Maschinenbauer klar: Hydraulische Spritzgießmaschinen benötigen nur einen zentralen Antrieb, sind einfach in der Anwendung, zuverlässig, bieten eine gleichmäßige schnelle Einspritzleistung und jede Menge Extrakomponenten. Spritzgießmaschinen sind heute somit wie Baukästen zusammenstellbar.

Hydraulik im High-End-Sektor

Intelligente Ventile,
Intelligente Ventile fügen sich über offene Standards wie Multi-Ethernet-Schnittstellen nahtlos in unterschiedliche Automatisierungstopologien ein. (Bild: Bosch Rexroth)

Aber diese Entwicklungen sind teuer. Bisher konnten sich deutsche Maschinenbauer auf die Haltbarkeit Ihrer Produkte von 30 oder 40 Jahren etwas einbilden. Doch inzwischen kann dies für einige Maschinenbauer von Nachteil sein kann, da sich die Anforderungen der Kunden so schnell ändern, dass sie die Maschinen nicht mehr so lange in Betrieb haben. Das wiederum heißt, dass die Maschinen aus Deutschland ins Hintertreffen geraten, weil sie qualitativ hochwertige Teile verbauen, die lange halten, dafür aber auch ihren Preis haben. Es stellt sich die Frage, ob das in der Spritzgießbranche auch so ist.

Heinz Gaub kann dies für den Maschinenbau generell und für den Spritzgussmaschinenbau im Besonderen nicht bestätigen: „Das ist in der Spritzgießbranche und generell im Maschinenbau nicht wirklich der Fall. Die hochwertigen Komponenten sorgen dafür, dass die Maschinen länger halten, für eine hohe Produktqualität und eine hohe Maschinenverfügbarkeit. Ganz klar gibt es den großen Markt der Billigprodukte aus Kunststoff, für deren Hersteller diese Aspekte weniger wichtig sind. Da wir uns im High-End-Bereich bewegen, spielt dieser Sektor für uns keine Rolle. Zudem können auf Spritzgießmaschinen ja unterschiedliche Werkzeuge für ein breites Produktspektrum eingesetzt werden. Bei einer neuen Maschine werden auch künftige Anforderungen mit einbezogen und entsprechend Features ausgewählt.

Herold,
(Bild: Bosch Rexroth AG)

Die klassische analoge Hydraulik wandelt sich mehr und mehr zu einer vernetzbaren, digitalen Fluidtechnologie“

Dirk-Walter Herold, Leiter Vertrieb Branche Kunststoff- und Druckgießmaschinen bei Bosch Rexroth, Bild: Bosch Rexroth AG

Gewünscht: eine lange Lebensdauer

Franz Pressl sieht dies ähnlich: „Wir beobachten den Markt und sehen natürlich, dass asiatische Maschinenhersteller auch in Europa verstärkt auf den Markt wollen, vor allem im vollelektrischen Bereich. Eine lange Lebensdauer einer Maschine ist nach wie vor eine sehr wichtige Eigenschaft einer Spritzgießmaschine. Diese hängt im Wesentlichen aber vom Einsatzgebiet der Maschine ab. In der Produktion von technischen Teilen ist eine sehr lange Lebensdauer üblich und gewünscht. Und die Maschinen werden von uns auf Kundenwunsch für zukünftige Anforderungen mit Retrofits ausgestattet.“ Eine Lebensdauer von 20 Jahren sei durchaus üblich. Im High Performancebereich sei die Beanspruchung natürlich wesentlich höher, die Lebensdauer könne sich hier entsprechend reduzieren.

 

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