Konkurrenz belebt das Geschäft. Das legt zumindest ein Blick in die Wirtschaftsstatistik des Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) nahe. Nach einem Einbruch 2013 und 2014 konnte sich die Gesamtproduktion hydraulischer Pressen 2015 wieder stabilisieren und betrug 367 Millionen Euro. Die Hersteller konnten Maschinen im Wert von 181,8 Millionen Euro exportieren, gleichzeitig wurden hydraulische Pressen im Wert von 54,3 Millionen Euro importiert. Deutlich stieg der Pressenverbrauch auf ein Fünfjahreshoch von 239,3 Millionen Euro. Abwärts ging es hingegen mit den nicht hydraulischen Pressen. Betrug der Produktionswert 2013 noch 896 Millionen Euro, sank sie bis 2015 auf 603 Millionen Euro. Ähnliche Verläufe nahmen Export, Import und Verbrauch, der 2015 bei 470 Millionen Euro lag.
Weltmarkt Pressen: 7,5 Milliarden Euro
Zum Vergleich: Die weltweiten Produktionszahlen hydraulischer Pressen stiegen zwischen 2011 mit 1,43 Milliarden Euro kontinuierlich bis 2015 auf 2 Milliarden Euro. Der Verbrauch erreichte 2,128 Milliarden Euro. Die Produktion nichthydraulischer Pressen erreichte 2015 nach fünfjährigem Wachstum 5,397 Milliarden Euro, der Gesamtverbrauch lag bei 5,223 Milliarden Euro. Die Gesamtproduktion aller Pressen betrug 2015 7,419 Milliarden Euro. Davon entfielen 970 Millionen Euro auf Deutschland, das damit Rang zwei hinter China einnahm. Für das erste Quartal 2016 meldet der VDW für umformende Werkzeugmaschinen, zu denen auch die Pressen gehören, konstante Produktionswerte – 522 Millionen Euro im Vergleich zu 521 Millionen Euro in 2015.
Dominiert wird – zumindest mengenmäßig – der Weltmarkt der Umformtechnik von China. „China … steht mit 6,9 Milliarden Euro für ein Drittel der weltweiten Erzeugung“, heißt es im VDW-Jahresbericht 2016. Dabei handelt es sich schon um ein bereinigtes Volumen, bei dem die vielen sehr einfachen Pressen mit ihrem Anteil von gut 20 Prozent herausgerechnet wurden. Danach folgt schon Deutschland mit 2,8 Milliarden Euro Produktion und 13,2 Prozent Weltanteil an der Umformtechnik. Die Top-3-Märkte in der Umformtechnik sind laut VDW die gleichen wie in der Zerspanung: China, USA und Deutschland.
Märkte mit vielen Fragezeichen
Dr. Jürgen Dispan, Sozialwissenschaftler am IMU-Institut, Stuttgart, untersuchte kürzlich im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung in einer Metastudie die Entwicklungstrends im Werkzeugmaschinenbau 2017. Dabei beleuchtete er China als aus deutscher Sicht wichtigsten Markt und zog die Studie „China: Marktchancen Maschinenbau“ der Agentur Baden-Württemberg International, einer Initiative des Landes Baden-Württemberg und mehrerer Landeswirtschaftsverbände, heran. Danach ist vor allem die chinesische Automobilindustrie Kunde für deutschlandtypische High-End-Anwendungen. Gleichzeitig gewinne aber auch das mittlere Marktsegment an Dynamik. Die deutschen Hersteller böten ihre Präzisionspressen oft als Transfersysteme oder mit vor- und nachgelagerten, automatisierten Montage- oder sonstigen Verarbeitungsprozessen an.
Noch besser ins Geschäft kommen könnten die deutschen Hersteller, wenn sie sich stärker an den lokalen Bedarf anpassen würden. Der chinesische Maschinenmarkt sei sehr viel komplexer geworden. Es konnten sich starke chinesische Wettbewerber etablieren. Und die suchten oft nicht die beste, sondern bezahlbare Technik. Fazit der BWi-Studie: „Für die deutschen Maschinenbauer heißt das, dass sie ihre Produkte verstärkt auf die lokalen Kundenbedürfnisse ausrichten und in das mittlere Technologiesegment einsteigen sollten – wenn sie nicht Marktanteile verlieren wollen.“
Beim Pressenhersteller und Marktführer Schuler hat man da bereits reagiert. Durch Übernahme des chinesischen Herstellers Yadon sind die Göppinger ins untere Preissegment eingestiegen. „Gemeinsam mit Yadon entwickeln wir nun Pressen für den US-Markt, die im mittleren Preissegment einzuordnen sind“, erklärt Technikvorstand Dr. Stephan Arnold. Erster Schritt in diese Richtung: Kürzlich stellte das Unternehmen Pressen unter dem Namen Bliss für den US-Markt vor. Angeblich mit guter Resonanz.
Fragezeichen Brexit und Trump
Für Verunsicherung sorgen nach wie vor protektionistische Tendenzen des neuen US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump und das britische Brexit-Votum. Ralph Wiechers, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), äußerte sich kürzlich in einem Interview mit der Südwest Presse zu möglichen Auswirkungen. „Noch weiß niemand, was da wirklich kommt. Sicher ist: Es wird schwieriger mit dem Freihandel.“
Allerdings nicht erst seit Trump und nicht nur in den USA. Diese Entwicklung setzte schon vor Jahren in mehreren Ländern ein. Zumindest kurzfristig erwartet Wiechers sogar positive Auswirkungen in den USA. Grund: Das angekündigte Investitionsprogramm und die geplanten Steuersenkungen sowie die Deregulierung des Finanzsektors. Sollte sich der US-Markt tatsächlich abschotten, könnten Unternehmen ihre lokalen Standorte ausbauen. Allerdings: „Es fehlt in den USA an Fachkräften.“
„Die ökonomischen Entwicklungen sind momentan aus unserer Sicht nicht klar abzusehen“, erklärt auch Jean-Pierre Sevrain, Leiter Marketing und Produktmanagement Machinery Hydraulik bei Hoerbiger Automatisierungstechnik in Altenstadt. Zunächst wolle man abwarten, ob und wie die Ankündigungen umgesetzt werden. Bis dahin: Business as usual. Auch im Hinblick auf den Brexit gibt sich Sevrain gelassen: „Soweit wir das abschätzen können, hat der Brexit keine direkten Auswirkungen auf unser Geschäft, da unsere Kundenbasis global aufgestellt ist.“
Auch Schuler fällt es schwer, Prognosen für die weitere Entwicklung abzugeben. Im gerade veröffentlichten Geschäftsbericht ist trotz insgesamt positiven Erwartungen vermerkt: „Sorgen bereiten die Unsicherheiten über die Ausrichtung der Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung, aber auch der geplante Austritt Großbritanniens aus der EU. Der generelle Trend zu einem verstärkten Protektionismus könnte Handelskonflikte mit weitreichenden Folgen auslösen.“