Messe Agritechnica,

Der Bauer läuft in Zukunft wohl nicht mehr nur mit Mistgabel, sondern mit Tablet über den Hof. Die Agritechnica zeigt von 12. bis 18. November 2017, was dank digitalisierter Agrartechnik schon heute möglich ist. (Bild: Agritechnica)

Die moderne Industrie in Deutschland ist im Wandel. Art und Weise wie der Mensch lebt und arbeitet verändert sich dabei so schnell wie nie. Und auch die Geschwindigkeit, mit der neue Produkte auf den Markt kommen erhöht sich ständig. Heute weiß niemand, welche Berufe die Kinder ausüben werden, die seit wenigen Wochen in die Schule gehen. Viele von ihnen werden in wachsenden Metropolregionen leben und dort den Unterschied zwischen digitaler und analoger Lebenswelt kaum mehr spüren. Doch noch immer werden sie sich ernähren müssen. Darüber, was die Menschen dann auf den Tellern und in den Schüsseln vorfinden werden, entscheiden die Menschen heute. Sicher ist nur, dass sich die Produktion der Nahrungsmittel verändern wird.

Bauernhofromantik ade – der Bauernhof 4.0

Wer sich nach den Vorreitern der Digitalisierung umsieht, wird bald auf Start-Ups aus der IT-Branche verwiesen. Doch gerade in der Agrarbranche tut sich bei der Digitalisierung einiges. Denn die Komponentenhersteller und Anlagenbauer überbieten sich mit neuen Ideen für zukunftsfähige Innovationen. Auf der Agritechnica bekommt man in den Traktorkabinen einen Eindruck davon, wie die Zukunft aussehen könnte. Manch einer wird sich dann fühlen, als säße er in einem Raumschiff. Die intelligente Software darin soll es Landwirten ermöglichen, die Feldarbeit und die Kommunikation mit anderen Maschinen besser zu organisieren.

Eines steht jedenfalls fest: Der Bauer, der mit einer Mistgabel über der Schulter über den Hof läuft, ist längst Vergangenheit. Heute hat er High-Tech-Maschinen und morgen soll er mit vernetzten Devices in der Hand, nach kurzem Check und schnellem Wisch, die Produktion jederzeit verändern können.

Agritechnica mit immer mehr Besuchern

Welche Lösungen die Landmaschinenbauer entwickelt haben zeigt alle zwei Jahre die Agritechnica in Hannover. Ähnlich viel Technikneuerungen und Expertenwissen findet man sonst nur auf der Sima in Paris. Die Reise nach Hannover lohnt sich jedoch, wie auch die Zahlen der Veranstalter zeigen. Bei der letzten Messe im Jahr 2015 kamen 452.000 Besucher. Der Anteil der Besucher aus dem Ausland lag dabei in den letzten Jahren immer um die 100.000er-Marke. Das zeigt vor allem eines: Die Branche ist international. Die Traktoren der Aussteller fahren schließlich nicht nur zwischen Oberstdorf und Flensburg, sondern auch von San Francisco bis Melbourne.

Auch bei den Ausstellerzahlen wird das deutlich. Denn mittlerweile stellen Unternehmen aus dem internationalen Ausland die Mehrheit aller Aussteller. Auch das Leitthema der Agritechnica 2017 dürfte wieder für einen Besucheransturm sorgen: Denn in diesem Jahr trägt die Messe dem digitalen Wandel in der Branche mit dem Motto „Green Future – Smart Technology“ Rechnung. DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer sieht im aktuellen Wandel auch den veränderten Anspruch an die Branche: „Die Welt verändert sich schneller denn je. Nur wer selbstkritisch ist, ist dialogfähig.“ Deshalb hat der Veranstalter Anfang 2017 auch zehn Zukunftsthesen für die Landwirtschaft erarbeitet.

Thesen für Zukunft der Agrarbranche

Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Laut Branchenverband DLG müssen im Jahr 2030 8,5 Milliarden Menschen mit Nahrung versorgt werden. Zeitgleich soll die Nutzfläche pro Kopf von 2200m² auf 2000m² zurückgehen. Teil der Agenda ist es deshalb, die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen, um diese Herausforderung zu meistern. Dabei gilt es, laut DLG, gerade in Deutschland noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Denn die Skepsis gegenüber Neuem sei im Land weit verbreitet. Teile der Gesellschaft und der Wissenschaft kritisierten hohe Emissionen, Belegdichte und mangelnde artgerechte Haltung und Fütterung.

Zugleich brauche es neue Techniken, um Artenrückgang, Nährstoffüberschüsse und Resistenzen zu vermindern. Das jedoch sei nur mit einer Weiterentwicklung der EU-Agrarpolitik zu schaffen. Eingebettet werden soll das in den internationalen Agrarhandel und der Entwicklungspolitik. Dabei soll laut DLG die Digitalisierung helfen. Auch das zeigt: Es gibt viel Arbeit für Bauern und Entwickler.

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