Was müssen Zulieferer und Hersteller heute tun?

Den Zulieferern kommt gerade bei neuen Entwicklungen eine wichtige Rolle zu. Die OEMs sind auf kompetente Partner aus dem Zuliefererbereich angewiesen. Deswegen wird die Bedeutung der Zulieferer noch zunehmen. Außerdem werden etablierte Zulieferer mit neuen Mitbewerbern rechnen müssen. Der Baukasten, auf den OEMs zurückgreifen können, wird größer. Diese haben dann beispielsweise die Wahl zwischen einem Diesel-Motor, einem Batterieantrieb oder einem Hybridantrieb.

Das müssen Zulieferer berücksichtigen und sollten sich breiter aufstellen. Zum Beispiel, indem sie elektrohydraulische Antriebe anbieten und gleichzeitig einen Baukasten mit Komponenten haben, auf die der OEM zurückgreifen kann. Denn viele OEMs fühlen sich mit Systemlösungen überfordert. Sie wollen den Ton angeben. Wichtig ist es auch, dass sich ein Zulieferer entsprechend weiterentwickelt. Zum Beispiel kenne ich einen Zulieferer aus der Elektrotechnik, der sich nun um das Thema Hydraulik erweitert, um zukünftig elektrohydraulische Antriebe anbieten zu können. Aber es ist auch denkbar, dass sich ein Zulieferer aus dem Bereich Hydraulik um elektrische Antriebe erweitert. Mitarbeiter in diesem Bereich brauchen daher erweiterte Kenntnisse; denn sowohl die Mechatronik als auch die Sensorik werden bei mobilen Arbeitsmaschinen an Bedeutung gewinnen. Diese Techniken brauche ich, um meine Maschinen nicht nur auf neue Antriebstechniken umzurüsten, sondern auch um stärker zu automatisieren.

Zulieferer müssen sich wandeln, weil sich die Rahmenbedingungen wandeln. Was können wir in den nächsten Jahren in der Antriebstechnik für mobile Maschinen erwarten?

Meiner Meinung nach, muss sich der OEM heute breiter aufstellen. Da er seine Maschinen weltweit liefert, muss er verschiedenen Abgasgesetzgebungen gerecht werden. Das heißt, dass er beispielsweise einen klassischen Dieselmotor anbieten muss, aber auch Maschinen mit Batterieantrieb oder zukünftig vielleicht Brennstoffzellen. Für bestimmte Märkte habe ich dann eine klassische Hydraulik im Programm, für unsere europäischen Märkte eine Elektrohydraulik oder einen elektrischen Antrieb.

Das ist eine sehr große Herausforderung. Wie würden Sie eine Spezialisierung auf elektrohydraulische Antriebe einschätzen. Könnte das auch funktionieren?

Das eröffnet Ihnen auf jeden Fall Chancen im Markt. Das Thema Wirkungsgrad wird eine immer wichtigere Rolle spielen. Die Unternehmen werden aber mit ihren bisherigen Lösungen nicht mehr weit kommen. Denn elektrohydraulische Antriebe haben im Vergleich zu einer dezentralen Hydraulik einen günstigeren Wirkungsgrad. Zulieferer sollten auf ihrem Gebiet ein entsprechendes fachliches Wissen haben, aber andererseits dürfen sie nicht aus den Augen verlieren, was sich sonst noch in der Branche tut.

Wir haben zur Agritechnica 2015 eine Innovationsanalyse durchgeführt, die gezeigt hat, dass sich ein Zulieferer mit angrenzenden Gebieten auseinandersetzen muss. Zum Beispiel braucht ein Hydrauliker zukünftig mehr Sensoren. Oder er muss sich mit der Frage auseinandersetzen, wie er seine Hydraulikarchitektur künftig gestalten will. Wie kann er sich ergänzen? Hält er an der klassischen Hydraulik fest oder setzt er auch entsprechende Elektroantriebe ein?

Bei vielen Hydraulikern wird sich ein Wandel vollziehen. Wir werden neue Lösungen sehen, Stichwort Common-Rail-Systeme. Auch im Bereich der Elektrohydraulik erwarte ich Veränderungen. Vielleicht sollten sich die Zulieferer generell als Antriebstechniker verstehen. Große Unternehmen wie Bosch Rexroth oder Parker sind auch nicht allein auf Hydraulik spezialisiert. Diese Unternehmen bieten auch elektrische Antriebe beziehungsweise Kombinationen an.

Wie lange läuft Ihre Studie noch?

Wir wollen sie bis zum Jahresende abgeschlossen haben.

Können sie schon ein kleines Zwischenergebnis ziehen?

Wir werden langfristig neue Maschinenkonzepte sehen. Das heißt, dass eine bestehende Baumaschine nicht einfach mit einem elektrischen Antrieb ausgerüstet wird, sondern die Maschine wird sich auch selbst verändern. Wie das aussehen kann, zeigt die Firma Hamm. Sie haben eine autonome Straßenwalze entwickelt, die keine Kabine mehr hat und mit einem elektrischen Antrieb ausgerüstet ist. Außerdem werden sich verschiedene Zwischenschritte zeigen, in denen sich die Maschinen ändern.

Das bezieht sich auch auf die Landtechnik, wo wir bei großen Erntemaschinen Probleme mit dem Gewicht haben. Hier werden viele künftig mit kleineren sogenannten Feldrobotern arbeiten, die dann auch Auswirkungen auf das gesamte Antriebskonzept haben. Beim Feldroboter sehe ich klar einen elektrischen Antrieb mit entsprechender Batterieversorgung im Vorteil. Am Ende der Studie werden wir unsere Ergebnisse bewerten und aufzeigen können, welche verschiedenen Antriebsarten sich auf die Maschinen im Jahr 2020 verteilen. Da wird es noch nicht so viele radikale Veränderungen geben, aber das wird sich bis 2025 definitiv ändern.

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