Kehrmaschine,

In Deutschland gibt es etwa 12.000 Abfallsammelfahrzeuge, mehr als 20.000 Containerwechselsysteme, 40.000 Ladekräne, unzählige Container, Pressbehälter und Kehrmaschinen. Sie sorgen für eine reibungsfreie Abfallentsorgung und halten die Straßen sauber. (Bild: © dieter76, Fotolia)

Da die Antriebs- und Steuerungstechnik maßgeblich zur Umweltbelastung beiträgt, fordert die EG-Richtlinie 2009/33/EG, dass bei öffentlichen Ausschreibungen unter anderem der Energieverbrauch eines Fahrzeugs als Kriterium zur Auftragsvergabe herangezogen wird. „Allerdings stellt die aktuelle Fassung nur sehr allgemeine Anforderungen. Für spezielle Anwendungen wie für Kommunalfahrzeuge gibt es keine realitätsnahen Testbedingungen. Deshalb wird diese Richtlinie aktuell überarbeitet“, erklärt Frank Diedrich, Director EUnited Municipal Equipment. Dazu entwickelt der Europäische Automobilherstellerverband ACEA eine Prüfmethode und Testkriterien zur Ermittlung des Kraftstoffverbrauchs von Lkws. Wie mit der zuständigen ACEA-Arbeitsgruppe abgestimmt, erarbeitet der DIN-Arbeitsausschuss NA 051-03-06 AA ein Verfahren zur Ermittlung von Energieverbräuchen für kommunale Einsatzzwecke, zum Beispiel Abfallsammlung und Straßenreinigung in Ergänzung zum vom ACEA entwickelten Verfahren für allgemeine Transportfahrten.

Frank Diedrich,
Frank Diedrich, Director EUnited Municipal Equipment beim VDMA. (Bild: VDMA)

„Ziel ist, in praktischen Tests das passende Messverfahren mit entsprechenden Prüfbedingungen zu ermitteln, um vergleichbare, wiederholbare und möglichst realitätsnahe Kraftstoffverbrauchswerte erhalten zu können. Im nächsten Schritt sollen die so ermittelten Bedingungen auf Prüfstandversuche umgelegt werden. Zukünftig sollen die Kraftstoffverbräuche gerechnet werden, ohne dass zusätzliche praktische Tests zur Kraftstoffverbrauchsmessung bei den vielen Kombinationen aus Aufbau- und Fahrgestelltypen notwendig sind“, sagt Diedrich. Das erste Verfahren zur Ermittlung von Energieverbräuchen von Abfallsammelfahrzeugen ist in der DIN SPEC 30752-1 beschrieben. Gleichzeitig schreibt die DIN EN 15429-2 auch Prüfvorschriften zur Bestimmung des Kraftstoffverbrauches von Einmotor-Kompaktkehrmaschinen unter praxisnahen Bedingungen vor.

Neue Abgasnormen fordern die Hersteller heraus

Für Müllsammel- und andere Kommunalfahrzeuge gilt ab Herbst 2017 die Abgasnorm Euro VIc. Als Lkw-Hersteller setzt deshalb MAN seit der letzten IAA auf elektronisch geregelte Common-Rail-Einspritzung, gekühlte Abgasrückführung, ein- oder zweistufige Turboaufladung, Dieseloxidationskatalysator, Dieselpartikelfilter sowie die SCR-Technologie zur Reduzierung der Stickoxide und erfüllt damit die Norm. „Wichtig dabei ist, dass die neuen Motoren in allen Leistungsklassen auch mit paraffinen Kraftstoffen nach EN 15940 betrieben werden können. Dieser synthetische Biodiesel der zweiten Generation basiert neben hydrierten Pflanzenölen auch auf Tierfetten und Altspeiseölen“, betont Sebastian Harz, Segment Manager Fire Fighting, Municipalities & Special Applications vom MAN Truck-Forum.

Tobias Wille,
Tobias Wille, Vertriebsleiter Branchenmanagement Kommunalfahrzeuge bei Bosch Rexroth. (Bild: Bosch Rexroth)

„Für leichte Lkws müssen die Hersteller die Real Drive Emissions (RDE) nachweisen. Es wird gerade darüber diskutiert, inwieweit RDE-Anforderungen auch auf schwere Lkws ausgeweitet werden sollen“, sagt Diedrich. Mit der neuen EU-Verordnung 2016/1628 gilt auch für Motoren in mobilen Maschinen, die ab 2019 neu auf den Markt kommen, die Abgasstufe Stage V mit reduzierten Abgasgrenzwerten und zusätzlichen Partikelzahlengrenzwerten für bestimmte Motorleistungsklassen ähnlich wie bei Euro VI. Dies betrifft auch Antriebsmotoren von Kompaktkehrmaschinen, Zusatzmotoren zum Antrieb von Kehreinrichtungen auf Lkw-Kehrmaschinen sowie Antriebe von Schüttungen und Pressen auf Abfallsammelfahrzeugen.

„Damit wird aus heutiger Sicht der Partikelfilter für diese Motoren erforderlich. Ab Stage V gelten die Abgasanforderungen aber nicht nur wie bisher für Dieselmotoren, sondern auch für Benzin- und Gasmotoren“, erläutert Diedrich.

A4VG Baureihe 35 von Rexroth,
Mit integrierter Sensorik ist die neue A4VG Baureihe 35 (oben) von Rexroth auf Anforderungen zukünftiger Fahrantriebe ausgelegt. (Bild: Bosch Rexroth)

Dies fordert auch die Hersteller. So stellt sich Bosch Rexroth schon auf eine erhöhte Nachfrage nach energieeffizienten Lösungen ein, denn dies setzt voraus, dass neben dem Verbrennungsmotor auch der hydrostatische Fahrantrieb und die Arbeitshydraulik im optimalen Betriebspunkt betrieben werden müssen. „Die moderne Arbeits- und Fahrhydraulik liefert bereits heute einen erheblichen Beitrag, den Kraftstoffverbrauch und damit die Abgasemissionen von Kommunalfahrzeugen deutlich zu senken“, sagt Tobias Wille, Vertriebsleiter Branchenmanagement Kommunalfahrzeuge bei Bosch Rexroth. „Bei manchen Anwendungen lässt sich so die notwendige Leistung des Verbrennungsmotors reduzieren. Maßnahmen zur Abgasnachbehandlung sind dann nur noch in geringerem Umfang nötig oder können sogar entfallen.“

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