Die diesjährige IFK (International Fluid Power Conference) war die zwölfte Veranstaltung dieser Reihe und trotzdem eine Premiere. Denn erstmals fand die Konferenz ausschließlich online statt: Von 12. bis 14. Oktober lief ein dicht getaktetes Programm aus Vorträgen und Diskussionen. Ein Networking Carousel (auf Deutsch: Netzwerk-Karussell), das wie eine Art Speed-Dating funktionierte, und eine digitale Ausstellung vervollständigten die Konferenz.
Vom Ablauf her war der erste Tag vor allem den Wissenschaftlern gewidmet, während an Tag zwei und drei Forschungsergebnisse und Projekte aus den Unternehmen vorgestellt wurden. Im Anschluss an jeden Vortragsblock konnten Teilnehmer in der Speakers Corner direkt mit den Referenten über das Thema diskutieren oder weitere Fragen stellen. Zur Kontaktpflege stand außerdem eine Liste aller Teilnehmer zur Verfügung, über die man Personen anschreiben oder anrufen konnte, auch mit Video. Das zufällige Umher-Mäandern, das Dazustellen und Dazusetzen in Pausen und beim Essen entfielen allerdings. Wer Kontaktpflege betreiben wollte, musste dies also etwas gezielter in Angriff nehmen als bei den Vorgängerkonferenzen.
Im Großen und Ganzen gelang es den Veranstaltern von der TU Dresden tatsächlich, eine Konferenz-Erfahrung zu verwirklichen, die den früheren Präsenzveranstaltungen relativ nah kommt und die gut funktioniert hat.
Das sagen die Teilnehmer
Viele Teilnehmer bewerteten die Veranstaltung während und nach der Konferenz sehr positiv. Professor Marcus Geimer, Institutsleiter am KIT, äußert in einem schriftlichen Statement: „Den persönlichen Kontakt kann ein virtuelles Event nie ersetzen, aber das IFK hat meiner Meinung nach sehr erfolgreich gezeigt, wie eine Tagung auch virtuell durchgeführt werden kann. Der dahinterstehende Aufwand ist enorm und für Außenstehende kaum abschätzbar. Daher möchte ich an dieser Stelle dem Kollegen Weber und seinem gesamten Team herzlich zur Durchführung einer so gelungenen Veranstaltung gratulieren.“
Auch Niklas Bauer, Wissenschaftler am IFAS der RWTH Aachen Universität, zieht ein positives Fazit: „Neben den Vorträgen sind für mich persönliche Kontakte wichtig. Das Network Carousel finde ich dazu sehr gut und auch die Speakers Corner: Es ist schon etwas Anderes, ob man einen Vortrag nur hört oder ob man wirklich diskutieren kann. Bei den Ständen werde ich auch noch vorbeischauen. Ich denke, die Konferenz setzt das Thema Networking so gut um, wie es digital eben geht.“
Von Seiten der Aussteller gab es ebenfalls Lob, aber auch etwas Kritik. Nils Vatheuer von Hydac Mobilhydraulik schrieb beispielsweise: „Die Qualität der Vorträge ist (bis jetzt) wirklich sehr hoch. Ich denke, dass durch das Online-Format die Zeiten besser eingehalten werden als in den bisherigen Präsenz-Konferenzen – das ist ein guter Nebeneffekt. Die Konferenz-Software funktioniert sehr gut, mit den Chat-Funktionen, QnA, Programmplaner, et cetera. Was ich nicht so gelungen finde, beziehungsweise wohl auch nicht so angenommen wird, ist der ‚Messestand‘. […] Noch mal ein Lob an die Dresdener, die auch während der Vorträge die Technik gut im Griff haben und so für einen sichtbaren reibungslosen Ablauf sorgen.“
Das sieht Daniel Canchola Lozada von Siemens Digital Industries Software ähnlich: „Spannend fand ich die General Lectures heute Morgen. Die Trends und Herausforderungen, die die Professoren sehen, beobachten wir bei Siemens auch. Die virtuellen Stände werden nur wenig wahrgenommen, doch bei direkter Ansprache der Teilnehmer ergeben sich schnell interessante Gespräche.“
Auch Roland Maier, Head of Development bei Schienle Magnettechnik + Elektronik lobt die Konferenz, hätte sich als Aussteller allerdings mehr erhofft: „Unser Ziel als Aussteller auf dem IFK ist es, Kunden zu gewinnen. Bislang gefällt mir die digitale Konferenz sehr gut; es ist eine tolle Plattform. Was allerdings etwas fehlt, sind die persönlichen Kontakte. Dass Leute einfach mit einer Tasse Kaffee in der Hand zum Stand geschlendert kommen, lässt sich nur schwer virtuell abbilden.“
Best Paper Award
Die Auszeichnung für das gelungenste Paper ging an Matteo Pellegri, Matthew Green, Jill Macpherson, Callan McKay und Niall Caldwell von Artemis Intelligent Power für den Artikel: „Applying a Multi-Service Digital Displacement Pump to an Excavator to Reduce Valve Losses“. Es geht die Verbesserung der Energieeffizienz in mobilen Maschinen durch die Reduktion von Drosselverlusten. Ziel war eine Lösung, die sich kommerziell umsetzen lässt, also keine übermäßig hohe Komplexität oder Kosten mit sich bringt und unveränderte Bedienbarkeit und Sicherheit bietet. Im Zentrum stehen eine spezielle Hydraulikpumpe und ein Closed-Center-Architektur. Die Ergebnisse deuten eine Verringerung des Kraftstoffbedarfs um 30 Prozent an.
Professor Rudolf Scheidl von der Johannes Kepler University Linz hebt lobend hervor, dass die Durchführung als webbasierte Tagung so gut funktioniert hat. „Das ist offenbar dem besonderen Engagement der Dresdner Kollegen zu verdanken, die sich scheinbar besonders herausgefordert gefühlt haben, das Empfinden einer persönlichen Nähe einer guten Tagung mit physischer Anwesenheit möglichst gut zu erzeugen. Inhaltlich waren die beiden Schwerpunkte: digitale Verdrängermaschinen und ‚Digitalisierung‘ die auffälligsten Neuerungen.
Beeindruckend sind die Breite der Forschung und das hohe Niveau vieler Aufsätze beziehungsweise Vorträge. Man kann nur hoffen, dass dem auch die Bedeutung der Fluidtechnik in der Praxis (Umsätze, neue Anwendungsgebiete, Reputation in weite Teilen der Industrie und Öffentlichkeit) folgt.“
Fazit aus Sicht der Veranstalter
Professor Jürgen Weber von der TU Dresden zeigt sich zufrieden mit dem Ablauf der Konferenz. Er bilanziert: „Mein Fazit zu diesem ungewöhnlichen IFK fällt durchweg positiv aus. Ehrlich gesagt war es für mich eine Art Wundertüte, da ich vorweg ohne konkrete Erwartungen und auch ohne ähnliche Erfahrung in diese Konferenz ging. Sicherlich ging es den meisten Teilnehmenden nicht anders. Umso mehr hat mich gefreut, dass bereits nach dem ersten Konferenztag eine Flut von begeisterten Rückmeldungen bei mir ankam. Ich denke, unser Konzept mit der Live-Moderation und den Live-Vorträgen hat die Aufgabe, den Konferenzcharakter an die Schreibtische zu bringen, sehr gut erfüllt. Für die schwierige Organisation und dass viele kreative Input möchte ich mich bei meinem Team bedanken.“
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