Eta Vac SH-mini,

Eine der Druckluftlos arbeitenden Lösungen des Unternehmens: Der Eta Vac SH-mini. (Bild: Eta Opt)

Erklären Sie bitte kurz das Anliegen von Eta Opt.

Druckluft zählt zu den ineffizientesten Technologien überhaupt. Aufgrund der langen Prozesskette, die die eingesetzte elektrische Energie bei der Umwandlung in eine nutzbare Energieform durchläuft, geht die Erzeugung der Druckluft mit sehr hohen Verlusten einher. Es werden in der Regel Wirkungsgrade von unter zehn Prozent erreicht. Aus technischer Sicht ist der Einsatz von druckluftbetriebenen Anlagen absolut sinnvoll, allerdings aus energetischer Sicht fraglich. Die Nutzung von Druckluft bietet daher Potenziale zur Energie- und Kosteneinsparung. Genau hier setzen wir mit unserer Technologie an. Wir entwickeln Produktlösungen im Bereich der Antriebs- und Handhabungstechnik auf Grundlage eines patentierten Prinzips des elektromechanischen Saughebers. Im direkten Vergleich können so deutlich über 50 Prozent der eingesetzten Energie eingespart werden, und die Lärmbelastung kann erheblich reduziert werden.

Wie reagieren Unternehmen, wenn Sie ihnen erklären, dass sie keine Druckluft mehr benötigen werden?

Für die angesprochenen Unternehmen ist der Nutzen sofort sichtbar und wir stoßen vielfach auf offene Ohren. Die Tatsache des niedrigen Wirkungsgrades der Druckluft ist nahezu allen Unternehmen bekannt. Effiziente und druckluftlose Lösungen wie unsere Produkte sind da gefragt.

Dr.-Ing. Christoph Pohl,
Dr.-Ing. Christoph Pohl ist Geschäftsführer von Eta Opt. (Bild: Eta Opt)

Sehen Sie eine reale Chance, dass deutsche Fabriken einmal druckluftlos sein werden? Und in welchem Zeitrahmen würden wir uns da bewegen?

Es wird immer Spezialfälle beziehungsweise Anwendungen geben, die nicht wirtschaftlich oder technisch sinnvoll durch Alternativen abgedeckt werden können. Somit glaube ich nicht, dass flächendeckend keine Druckluft in der Industrie eingesetzt werden wird.

Allerdings haben wir bereits jetzt schon Unternehmen, die zum Teil 50 Prozent ihres Druckluftbedarfs durch Substitution von Druckluftanwendungen eigespart haben. Ich glaube, dass es einzelne Unternehmen geben wird, zum Beispiel bei Kunststoffherstellern, die auch komplett ohne Druckluft auskommen werden. Somit wird es auch druckluftlose Fabriken als gute Beispiele oder als „Leuchttürme“ für Substitution von Druckluft geben.

Eine Lösung für die druckluftlose Fabrik ist Ihre Saug-Hebevorrichtung: Wie funktioniert sie? Ist die Lösung eine Entwicklung komplett aus Ihrem Hause?

Die Kombination eines volumenveränderlichen Hohlkörpers in Verbindung mit einer Lineareinheit ist das patentierte Prinzip der Saug-Hebevorrichtung. Die Auf- und Abwärtsbewegung, also das Zusammenpressen und Auseinanderziehen des Balgs, wird mittels des Linearantriebes realisiert. Der Effekt kann dann zum Ansaugen von Produkten genutzt werden. Die Lösung ist im Rahmen meiner Doktorarbeit entwickelt und später nach der Unternehmensgründung Eta Opt in verschiedenen Produkten weiterentwickelt worden.

Welche weiteren Komponenten bieten sich für den Verzicht auf Druckluft an? Haben Sie bereits weitere Entwicklungen neben dem Eta Vac SH-mini im Portfolio?

Unser neuestes Produkt auf dem Markt ist eine Vakuum­pumpe, die BP-30. Diese haben wir Anfang Juni 2016 auf der All About Automation in Friedrichshafen vorgestellt. Der Eta Vac BP-30 ist ein Permanenterzeuger, das heißt, es wird ein konstanter Unterdruck-Volumenstrom erzeugt. Das ermöglicht eine logische Erweiterung der Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie beispielsweise zur Handhabung poröser Oberflächen – etwa Wellpappe oder grobes Holz.

Neben diesen beiden Produkten haben wir den Eta Vac SH-40 mit integrierter Vakuumsaugplatte entwickelt, zudem befindet sich eine größere Vakuumpumpe Eta Vac BP-80 in der Entwicklung. Mit dieser wird es möglich sein, noch höhere Gewichte anzuheben.

Wie steht es um die Kostenunterschiede – sprich Anschaffung, Betrieb, Instandhaltung – zwischen einer druckluftbetriebenen und Ihrer elektromechanischen Lösung? Wo lohnt sich in Ihren Augen ein Umrüsten?

Die Investition in unseren Eta Vac SH-mini ist im ersten Blick deutlich höher, etwa im Vergleich zu einem Standard- oder Kompaktejektor. Allerdings schlagen auf der anderen Seite die deutlich geringeren Betriebskosten zu buche. Eine Amortisation ist so in vielen Fällen schon nach zehn Monaten möglich.

Die Technologie der Saug-Hebevorrichtung macht vor allem dort Sinn, wo ein geringes Vakuumvolumen dezentral in der Nähe des zu handhabenden Produktes erzeugt werden soll, als in der klassischen Handhabungstechnik und in sogenannten Pick-and-Place-Anwendungen. Unsere Produkte spielen ihren Vorteil bei der Handhabung leichter Gewichte bis wenige Kilogramm aus. Eine Umrüstung lohnt sich hier in fast jedem Fall. Bei schweren Bauteilen ist der Einsatz physikalisch weiterhin möglich, macht aber in der Regel wirtschaftlich und technisch nur wenig Sinn. Vorteile wie die geringe Baugröße, das kleine Gewicht und die dezentrale Vakuumerzeugung sind in dieser Gewichtklasse zu vernachlässigen.

Der Eta Vac SH-mini ist bisher für Produkte bis 500 Gramm vorgesehen, welche Gewichte sind in Zukunft vielleicht möglich?

Technisch gesehen sind die Gewichte, die gehoben werden können, nach oben offen. Es muss sicherlich der Einzelfall betrachtet werden und wirtschaftlich geprüft werden, ob ein Einsatz unserer Technologie sinnvoll ist.
Die Vorteile überwiegen absolut bei der Handhabung leichter Gewichte bis hin zu 15 Kilogramm. Der Einsatz der Permanenterzeuger kann aber auch für die Handhabung deutlich höherer Gewichte von 35 bis 40 Kilogramm durchaus sinnvoll sein!

Hintergrundwissen: Das Unternehmen Eta Opt

Das junge Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht die Vision von einer druckluftlosen Fabrik umzusetzen. In der industriellen Produktion gehört die Druckluft meist zu den Top-3-Energieverbrauchern, wobei diese mit einem durchschnittlichen Wirkungsgrad von knapp zehn Prozent einen erheblichen Energiebedarf mit sich bringt und so ein entscheidender Kostenfaktor in der Produktion ist.

Die Produkte und Lösungsansätze des Startups benötigen nur einen Bruchteil des üblichen Energieeinsatzes. Dadurch kann dieser zum Beispiel im Bereich der Vakuumanwendungen um bis zu 66 Prozent reduziert werden. Da die Geräte zudem geräuscharmer als druckluftbetriebene Produkte sind, kann außerdem der Lärmpegel um etwa 30 Dezibel verringert werden. Weiterhin bietet Eta Opt Beratungsleistungen wie Energieeffizienzanalysen, Schulungen, Life-Cycle-Assesment, Carbon-Footprint, Simulation von Produkten und Prozessen sowie die Entwicklung und Erstellung von Effizienz-Tools an, um das Portfolio abzurunden. Die Simulation von Druckluftsystemen ermöglicht neben der umfassenden Analyse von Druckluftnetzen und der Identifikation von Effizienzpotenzialen vor allem eine exakte Berechnung der Wirtschaftlichkeit. Und das passiert ohne Eingriffe in die laufende Produktion.

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